Oberlangener Bockwindmühle
Nachbau im Maßstab 1:5
Dank Hermann Schmitz hat Oberlangen wieder eine Mühle
Die Bockwindmühle aus dem Jahr 1748 befand sich etwa 50 Meter von der Straße nach Wilholte entfernt. Sie gehörte zum Hof Raming-Freesen und war bis 1943 in Betrieb. Eigentümer im Jahr 1748 war Gerd Schulte. Er hatte damals einen niederländischen Mühlenbauer beauftragt, für 250 Gulden die Mühle mit dem typischen kastenförmigen Gehäuse zu bauen. Die Mühle, die bei Windstärke6 eine gute Leistung erzielte, wie den Aufzeichnungen des kürzlich verstorbenen Gerhard Raminmg-Freesen zu entnehmen ist, wies eine Höhe von 24 Metern auf. Die Flügel hatten eine Spannweite von 23 Metern.
Bockwindmühlen ruhen auf einem bis zu vier Meter tiefen Fundament und können sich um ihre senkrechte Antriebswelle, dem sogenannten König, drehen.
Im Jahr 1866 holte sich der damalige Besitzer Hermann Schulte, ein Sohn Gerd Schultes, die Genehmigung zum Bau eines neuen Backofens auf dem Hof ein. Fortan konnte dort Schwarzbrot gebacken werden. Die Mühle wurde jahrelang von einem Müllerknecht bedient, der auch auf dem Hof wohnte.
Im Jahr 1868 pachtete Franz Suntrup die Mühle, auch in den noch folgenden zwei Generationen waren Mitglieder der Familie Suntrup Pächter. Mit drei verschiedenen Mahlgängen konnte Mehl, Schrot oder Kleie gewonnen werden. Wurde fremdes Getreide gemahlen, zahlten die Kunden dafür ein Sechzehntel der Menge als Lohn.
1942 wurde sie stillgelegt. „Sie verfiel immer mehr. Sie selbst zu reparieren, wäre zu teuer gewesen“, weiß Oberlangens Bürgermeister Georg Raming-Freesen. Also sei nach Möglichkeiten gesucht worden, die Bockwindmühle zu erhalten.
Unter der Prämisse, die Kosten für Abbruch, Transport ins rund 130 Kilometer entfernte Münster, Wiederaufbau und Instandsetzung sowie –Haltung zu übernehmen, wurde die Mühle 1959 von Raming-Freesens Großvater Aloys nach Münster verschenkt.
Detailgetreuer Nachbau im Maßstab 1 : 5
Einer, der seinerzeit im Alter von neun Jahren den Abbau der Mühle 1961 miterlebt hatte, war Hermann Schmitz. In seinem Ruhestand gönnte der inzwischen 69-jährige sich nuch das besondere Vergnügen, die Mühle im Maßstab 1:5 nachzubauen – Detail- und Originalgetreu aus Holz.
Motiviert habe ihn dabei eine besondere Verbindung zu dem Bauwerk . 1931 wurde eine neue Mühlenachse mit neuen Flügeln unter der Leitung des Papenburger Mühlenbauers Hermann Krallmann und der Mithilfe des Stellmachermeisters Heinrich Schmitz aus Oberlangen – dem Großvater von Hermann Schmitz.
Das Interesse am Werkstoff Holz muss dem gelernten Maschinenbautechniker wohl in die Wiege gelegt worden sein, vermutet der 69-Jährige. Denn nicht nur sein Großvater, sondern auch sein Vater war Stellmachermeister. „Ich habe auch noch alte Geräte zu Hause“, berichtet H. Schmitz.
Mit diesen fertigte er nun in seiner eigenen kleinen Werkstatt den Nachbau der Mühle an. Das Holz dafür stellte ihm der Heimatverein zur Verfügung. Ein Jahr lang war der Modelbauer am Werk. „Die Stunden habe ich nicht gezählt“. sagt er schmunzelnd.
Originale Bauzeichnungen aus Münster
Das knapp fünf Meter große Exemplar ist sogar funktionsfähig. „Alles, was in der historischen Mühle ist, ist auch im Nachbau“, erklärt Schmitz. Möglich sei das nur durch die Mithilfe der Münsteraner gewesen.
Denn die stellten dem Oberlangener bei einem Besuch im September 2021 alle Bauzeichnungen und Unterlagen aus ihren Archiven als Kopien zur Verfügung. Auch vom Inneren durfte Schmitz alle Details fotografisch für seine Arbeiten dokumentieren. „Alles, was ich auf den Zeichnungen nicht sehen konnte, habe ich ausgemessen“, erzählt er.
Besonders fasziniert hat ihn die Bauweise mit Zapfenverbindungen an den Holzbalken – sprich: alles ohne Nägel ineinander befestigt. Das größte Problem sei jedoch der Mühlenstein gewesen, da dieser meist aus Granit bestehe, was gar nicht so einfach zu bearbeiten gewesen sei.
Doch die Mühe hat sich gelohnt: Die kleine Mühle mahlt tatsächlich Mehl. Nun ist das gute Stück vor dem Heimathaus zu bestaunen und ist am Samstag, 13. August 2022, im Rahmen der Länger Kärmse feierlich eingeweiht worden.